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O. F. WEIDLING |
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Conférencier aus Leidenschaft |
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Vielleicht nicht geplant, aber SED-Bonze Günter Mittag brachte er zum Schwitzen. |
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- eigtl. Otto Franz Weidling - Ehe: 1963-1985 mit Ingrid (sie hat nach dem Tod ihres Mannes ein Cafe eröffnet: Leipziger Str. 84, 01127 Dresden, Tel: (0351) 8 48 92 52 |
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- Ausbildung: Abbruch eines Jurastudium wegen Einberufung zur Wehrmacht, Kriegsgefangenschaft und dort erste Auftritte in Kulturprogrammen |
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- Beruf: Kabarettist, Conférencier / Bühnenlaufbahn als Conférencier seit 1955, Auftritte in Bühnenprogrammen, Varietés, Rundfunk und Fernsehen ("Kessel Buntes"); eigene Kabarettsendung 23 mal "Treff mit O.F." aus Dresden Mitglied der Nationaldemokratischen Partei (NDPD), Mitglied des Nationalrat der Nationalen Front; Vors. der Sektion Wortkunst beim Komitee f. Unterhaltungskunst und Präsidiumsmitglied des Komitees - Berlin (27.04.1984):
Kritische Äusserungen an die
Staatsführung der "DDR" insbes. an Auftrittsverbot! (Der neue Friedrichstadt-Palast ist eröffnet) - Honecker, Mittag und die anderen anwesenden SED-Genossen sind entsetzt. Wenig später ereilt O.F. Berufsverbot. Die Sendung aus dem Neuen Friedrichstadt-Palast wurde LIVE im "DDR"-Fernsehen übertragen. In der Wiederholung wurden alle Passagen mit O.F. herausgeschnitten. Es wurde damit versucht, seinem Image zu schaden. 6 Monate später starb er durch seine Erkrankungen. |
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Sein Markenzeichen war das schwarze Smokingjackett mit dem roten Futter, das er durch plötzliches Öffnen und Schliessen als stumme Überpointe einsetzte. Seine Popularität verdankte er seinem Scharfsinn, seiner spitzen Zunge, seiner Schlagfertigkeit, gepaart mit Wagemut. Und einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein. O.F. Weidling war aber auch der Grösste seiner Zunft in seiner Zeit. Ein Conférencier par excellence. Der die Profession so verstand, wie sie zu Beginn der Varietégeschichte "Mr. Chairman" begründete. Einerseits dem Unterhaltungsprogramm aus verschiedenartigsten Darbietungen einen Rahmen zu geben, anderseits das aktuelle Geschehen heiter-ironisch-satirisch zu kommentieren. So steht er in einer Reihe mit den berühmtesten Conférenciers des Jahrhunderts: Paul Nikolaus, Max Ehrlich, Fritz Grünbaum, Werner Finck. Von ihm stammt das Wort: "Ein Schauspieler muss gut lügen können, ein Conférencier muss gut die Wahrheit sagen können." Daran hat er sich stets gehalten. Und wie Finck brillierte er gern mit unvollendeten Sätzen, bei denen man quasi die drei Pünktchen des Weiterdenkens hörte. O.F. (Abkürzung für Otto Franz, die er nicht gern preisgab) begann seine Bühnenlaufbahn 1955. Lange Zeit hatte er es schwer. Sein Geist und Witz behagten namentlich den Provinzfürsten nicht. Die Kraft ihrer Wassersuppe hier und dort Auftrittsverbote verhängten. Er fühlte sich missverstanden, da nie Dissident. Allerdings auch nicht Sozialismusprediger. Eher sah er sich als einer, der mit den Mitteln seiner Kunst "das Beste aus der Sache machen" wollte. In den 70er Jahren fand er zunehmend offizielle Anerkennung. Von der Goldmedaille des Interpretenwettbewerbs bis zum Nationalpreis. Avancierte zum Vorsitzenden der Sektion Wortkunst im Komitee für Unterhaltungskunst (als der er für die Szene viel bewirkte). Trat immer öfter in Funk und Fernsehen auf und bekam mit "Treff mit O.F." eine eigene Fernsehtalkreihe. Dennoch blieb er der Liveunterhaltung treu, ob im Café Prag oder im Palast der Republik, wo er übrigens fast zeitgleich ein "Cabaretical" kreierte, bei Pressefesten oder im Dorfkulturhaus... Auf dem Höhepunkt des Ruhms musste er jedoch schmerzlich erkennen: Mit Politiker-Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten. Als er am 27. April 1984 vor der "Partei- und Staatsführung" den neuen Friedrichstadt-Palast eröffnete, stiess sich Wirtschaftsverlenker Günter Mittag (1926-1994) an seinen Pointen und initiierte den Abschuss. In der Wiederholung der Fernsehaufzeichnung war O.F. komplett herausgeschnitten. Einige Tage später "entfernte" man ihn aus dem Programm, das bis Oktober laufen sollte. Der nächste Fernseh-"Treff" wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Neue Engagements blieben aus, ob veranlasst oder aus vorauseilendem Gehorsam sei dahingestellt. Selbst zu seinem 60. Geburtstag am 2. August erschienen nur zweite Garnituren...
Wer O.F. kannte, weiss, dass er
dies nicht verkraftet haben kann. Bereits vor Eröffnung des Palastes hatte er
sich einer Darmkrebsoperation unterzogen. Es folgte eine Lungenembolie. Im
September 1984 ereilte ihn der erste Schlaganfall, kurz vor Weihnachten der
zweite. Am 06. Januar 1985 starb er. Zur Trauerfeier auf dem Heidefriedhof
konnte die Kapelle die Menschenmenge nicht fassen. (Text:
Über O.F. Weidling zu
schreiben schmeichelt mir doppelt, sagt
Erstens ist mir auf
diese Weise Gelegenheit gegeben, einen vortrefflichen Kollegen zu rühmen,
und zweitens kann ich mein Manuskript zu einer Beschreibung ominöser Vorgänge
des Jahres 1984 nutzen, besonders der Monate Jan.-Apr. , als wir zwei enger
verknüpft waren als in Dezennien zuvor. Im Gegenteil. Für mich war O.F. der einmalige souveräne Wortkunstprofi. Allerdings: Konkurrenten, Rivalen waren wir allemal. O.F. hatte damals den Moderatorenvertrag für die Friedrichstadtpalast-Premiere und das folgende Quartal in der Tasche. Mein Vertrag mit dem Palast sollte für den folgenden Herbst gelten. Von der Weidling-Tragödie wird in einer aktuellen Fernsehdokumentation die Rede sein. Jedenfalls fielen sowohl die Fernsehwiederholungen des letzten "TREFF mit O.F." als auch der Weidling-Conference in Premiere: Friedrichstrasse 107 ins Wasser. Ich kündigte mutlos meinen Palastvertrag. Als O.F.Weidling am 06.01.1985 starb, konnte ich mich des Gedanken nicht erwehren, dass der 27. April 1984 tückisch zum frühen Tod eines meiner guten und massstäblichen Freunde beigetragen hat. - TV-Sendung: "TREFF FUER O.F." im DFF (heute MDR) am: 1O.O5.1990 Anmerkung: O.F. Weidling war kein oppositioneller Künstler der "DDR"! O.F. Weitling O.F.Weidling |
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